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Ihr Titel

Märkische Allgemeine Zeitung | LOKALES |  28. Februar 2022

Das sagen Ukrainer und Russen in Potsdam zum Krieg ihrer Heimatländer

Rund 1400 Russen und knapp 900 Ukrainer in Potsdam erleben nun einen Krieg ihrer Heimatländer aus der Ferne. Vier von ihnen teilen mit der MAZ ihre Gedanken und Gefühle über die aktuelle Situation in Russland und der Ukraine.

Auszug. Die Kleinmachnower Künstlerin Elena Wüst betont, nicht jeder Russe sei für Putin. Sie selbst, 44 Jahre alt, wurde in Kasachstan geboren. Als Kind, mit zwölf Jahren, zog sie ins russische Lipezk, südlich von Moskau, später studierte sie Kunst. „Ich kenne keine Künstler in Russland, die für den Krieg oder für Putin sind, die kreative Szene stellt sich gegen ihn” , sagt Elena Wüst. Die Nachricht vom Krieg sei ein Schock gewesen. „Ich habe heute Morgen im Radio vom Krieg gehört, als ich meine Tochter zur Schule bringen wollte. Ich habe geweint. Eine enge Freundin von mir lebt noch in Lipezk, wir tauschen uns täglich aus, am Telefon oder per Video, sie sagte mir, als wir vom Krieg sprachen: ,Wie soll ich mich fühlen, mich hat keiner gefragt!'” Die Freundin habe zwei Söhne. „Nun fürchtet sie, dass beide in den Krieg müssen. Noch sind sie nicht in der Armee, doch die Gefahr ist groß, dass sie jetzt eingezogen werden. ” Von der kriegerischen Stimmung anstecken lassen will sich Elena Wüst ebenso wenig wie Polina Borissov, Roman Ronis und Bohdan Tokarskyi. „Was ich persönlich in Kleinmachnow tun kann, ist nicht viel, doch ich habe heute Morgen meditiert, um Liebe an die Leute zu schicken, die es jetzt nötig haben”, sagt die Künstlerin. „Mein Fokus bleibt dort, wo der Frieden ist.”

Quelle: https://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam/Brandenburg-Ukraine-Krieg-Stimmen-von-Ukrainer-und-Russen-zum-Krieg

Märkische Allgemeine Zeitung | KULTUR |  26. Januar 2020

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Sonnenblumen blühen auf Beton

Elena Wüst stammt aus Kasachstan, wohnt in Kleinmachnow, hat in der Prignitz eine kleine Kirche
restauriert und bietet uns den lang ersehnten Dreiklang aus Licht, Weite und Wärme

Von Lars Grote

Kleinmachnow. Elena Wüst hat diese knappe Ware, nach der sich jetzt die Menschen sehnen. In der Summe handelt sie mit einer Form von Glück, die aktuell wie weggeschlossen wirkt, die hinter Wolken liegt und allgemein im Winter schwer zu kriegen ist. Es geht um Wärme, Licht
und Weite, dieser Dreiklang ist die Arbeitsbasis der Künstlerin, die in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) lebt, in Kasachstan zur Welt kam und mit zwölf nach Russland zog, um Kunst in Lipezk zu studieren. „500 Kilometer südlich von Moskau“, sagt sie, „in Russland ist das ein Katzensprung.“ Sie lacht. Als sie 24 war, ging sie nach Berlin, hat Grafikdesign studiert. Mit Auszeichnung. Nicht viel wies in den frühen Jahren ihres Lebens darauf hin, dass sie anno 2020 eine kleine Kirche in der Prignitz wachküsst.

Drei Wochen während des Lockdowns hat sie sich in die Dorfkirche von Dergenthin gestellt, zog ihr Gerüst hoch, hinauf bis unters Dach. Der Feldsteinbau liegt zwischen Perleberg, der Brandenburgischen Elbtalaue und einer Weidelandschaft, die poetisch und sehr reduziert „Kuhwinkel“ heißt. Es war April, sie hat im Dorf geschlafen, tagsüber die sieben Wappen im Gotteshaus unter dem Giebel restauriert, die vom Regen weggeschwemmt, vom Reinigen verblasst waren.

Dem Himmel ein Stück näher
Die Wappen brauchten das Gerüst für eine Grunderneuerung. Die Konturen ließen sich nur noch erahnen. „Ohne Fantasie ließen sich diese Rudimente nicht ergänzen“, sagt Elena Wüst. Während anderswo in Deutschland um Abstand von 1,50 Meter gerungen wurde, hatte sie hoch oben unterm Kirchendach auf guten 100 Metern keine Menschenseele in der Nähe. Wenn man so will, war sie mit Gott alleine.

Doch auch weltlichen Applaus hat sie kassiert. „Die Einwohner waren begeistert“, erzählt sie. Zueinander fanden Gemeinde und Elena Wüst auf Facebook, die Kirche ist auf sie gestoßen. „Zufall“, sagt sie. Facebook ist ein Marktplatz, Gott und die Welt sind hier zu Hause. In Dergenthin ging es eher Richtung Gott. Einen Namen aber hatte sie sich in Zehlendorf gemacht, in der Berliner Villa eines Kardiologen, dessen Swimming-Pool sie eingebettet hat in eine farbenfroh gemalte, reich ausgeschmückte Mittelmeerlandschaft. Eine Raffinesse, die man auf Häuserwänden nicht für möglich hält.
Sie hat Sonnenblumen gepinselt, schuf Weite und Wärme. Es sprach sich herum, wie glücklich diese Bilder strahlen, „der Flurfunk trug es weiter, es kamen immer mehr Aufträge“. Wandmalerei zählt seither zu den Säulen ihrer Arbeit.

In Kleinmachnow wohnt sie mit ihren zwei Kindern. Es ist ein Ort, wo Kunst und Malerei fast überflüssig wirken, weil die Natur so üppig und so unerreicht das Stadtbild prägt. Man könnte mit „Wald, dem Grün und der Sonne“, so zählt sie auf, zufrieden sein. Sehr zufrieden. „Hier ist es wunderbar“, sagt sie,
doch ihre Künstlerinnenseele sucht Ergänzung, Veredelung und Abstraktion. Lässt sich die Natur tatsächlich steigern durch den Pinsel?
Wer ihre Bilder sieht, hält das für möglich. Zumindest lässt sich an der Temperatur ein bisschen drehen. Wer ihre Sonnenblumen sieht, der lebt im Sommer.

 

Flächen mit dritter Dimension
Sie nimmt für ihre Bilder keine Leinwand, diese Pose des geschlossenen Ateliers hat nicht viel Platz in ihrem Leben. Elena Wüst genügen Wände, gerne auch an öffentlichen Häusern. Es klingt nach Anstreichen, zählt aber zur Hohen Schule, den Wänden eine dritte Dimension zu geben. Gerade hat sie im Gesundheitszentrum von Falkensee (Havelland) die Vita des Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland illustriert, nach dem Gedicht von Theodor Fontane. Herr von Ribbeck hat auf dem Bild die Taschen voller Birnen, trägt Reiterstiefel, auch eine kluge Brille, darunter hängt sein weises Lächeln.
Das Mädchen mit den roten Haaren, „Lütt Dirn“, hat ihren kleinen Bruder an der Hand, einen blonden Kerl mit Locken. So ist das Bild in Falkensee, an die Wände des Hauses gemalt, ein Manifest der Güte, des Gemeinsinns und der vitaminreichen Ernährung.

Licht als Installation
Weil Licht, die Quelle ihrer Arbeit, sich zwar malen lässt, doch halt nur messbar leuchtet, wenn man eine Birne einschraubt oder eine Neonröhre legt, baut Elena Wüst auch Lichtinstallationen. Vielleicht ist „bauen“ ein zu rustikales Wort für die intuitive Arbeit einer Künstlerin. Gerne stellen ihre Formen abstrahierte Köpfe, Granatäpfel, Wespennester und Muscheln dar. Das Verfahren ist komplex: Auf Pergamentpapier entwirft sie das Objekt, formt es aus sieben Schichten Pappmasché, dann folgt der Abdruck. Am Ende wird das Licht montiert, umhüllt von transparenten Zweigen und Blättern. Was als Werk letztlich zu sehen ist, rutscht in die Zwischenwelt aus Licht und Schatten. Auch wenn es dunkel wird für eine Weile, sollen wir den Kopf nicht hängen  lassen, sagt uns diese Zwischenwelt. Denn das Licht gewinnt am Ende immer.

Wände mit Weite
Die gebürtige Kasachin Elena Wüst zog mit zwölf Jahren nach Russland, studierte Kunst in Lipezk, 500 Kilometer südlich von Moskau.
Nach Deutschland ging sie im Alter von 24 Jahren. In Berlin studierte Wüst Grafikdesign. Seit zwölf Jahren wohnt sie in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark). Vor allem auf dem Feld der künstlerischen Wandmalerei ist Elena Wüst aktiv. Sie gestaltet Räume, durch ihre Motive schafft sie neue Weite.
Die Homepage von Elena Wüst ist unter der Adresse www.wandmalerei-wuest.de zu finden.
Im April hat Elena Wüst während des Lockdowns die Dorfkirche von Dergenthin in der Prignitz malerisch restauriert.